Dogs 4 Adoption
from stray to stay
Sie spielen mit dem Gedanken, einem Hund aus dem Tierschutz ein neues Zuhause zu geben. Danke.
Zieht ein neues Familienmitglied ein, ist das mit Veränderungen für alle verbunden. Das A und O ist, nichts zu überstürzen und alles seinen Lauf nehmen zu lassen. Lassen Sie sich Zeit und die Dinge geschehen. In diesem Fall ist weniger immer mehr.
Die nächsten Tage, Wochen und Monate sind dazu da, Vertrauen und Bindung aufzubauen.
In den meisten Fällen weiss niemand genau, was im «alten» Leben des Hundes passiert ist. Wir können aber davon ausgehen, dass es nicht nur schön war.
Der Hund hat auf seine Erfahrungen basierend Verhaltensweisen entwickelt, die ihm das Überleben sicherten. Er weiss nicht, dass er diese Verhaltensweisen nicht mehr brauchen wird. Positive Erfahrungen werden die negativen immer weiter zurück drängen, bis sie nicht mehr akut präsent sind.
Damit der Hund diese positiven Erfahrungen sammeln kann, muss er sich an seine Menschen orientieren können. Rituale helfen dabei sehr. Der Hund braucht eine liebevolle, konsequente Führung. Zeigen sie ihrem Hund durch positive Verstärkung, was sie gerne von ihm hätten und seien Sie nicht enttäuscht, wenn es nicht sofort klappt. Das ist normal.
Ein Hund, der neu ins Haus kommt, ist immer auch ein Überraschungspaket. Lassen Sie sich auf die Überraschung ein. Ein verständnisvoller, fairer und konsequenter Umgang, ohne zu viele Emotionen, mit Ihrem neuen Wuff wird zum Erfolg führen.
▪ Für den Hund ist alles völlig ungewohnt und neu. Geben Sie ihm die Zeit, alles in seinem Tempo zu erkunden. Lassen Sie ihn in Ruhe, wenn er liegt und freuen Sie sich, wenn er auf Sie zukommt, ohne ihn gleich zu verknuddeln.
▪ Kein Besuch in den ersten Tagen. Es wäre völlig überfordernd, Ihr neues Familienmitglied gleich dem gesamten Familien- und Bekanntenkreis vorstellen zu wollen.
▪ Haben Sie einen eher ängstlichen Kandidaten, weisen Sie ihm einen, seinen Platz im Haus zu. Ein grosses Haus, wo er sich «verlaufen» könnte, kann überfordernd sein. Es kann dem Hund Sicherheit geben, wenn er erstmal nur ein Zimmer kennen lernt, das allenfalls mit einem Kindergitter gesichert wird.
▪ Mit der Sicherheit kann der Bewegungsraum im Haus vergrössert werden. Alles in seinem Tempo.
▪ Beobachten Sie ihr neues Familienmitglied vorerst nur. Wenn Sie mit ihm sprechen, tun Sie das ruhig und geduldig. Wenn er nicht auf Sie reagiert, nehmen Sie es nicht persönlich. Die Verhaltensweisen des Hundes sind NIE persönlich. Der Hund weiss einfach nicht, was er mit diesem neuen Menschen anfangen soll geschweige denn, was er von ihm wollen könnte.
▪ Schnauzen Sie ihren Hund NIE an. Es würde ihn verunsichern und Sie in dieser wichtigen Bindungsphase um mehrere Schritte zurückwerfen.
▪ Kein körperliches Bedrängen, auch wenn Sie sich noch so sehr danach sehnen, Ihrem Wuff Ihre Liebe zu zeigen. Hunde umarmen sich nicht. Er wird Ihnen zeigen, sobald er für Knuddels bereit ist. Es ist seine Entscheidung. Manche Hunde brauchen länger als andere.
▪ Halten Sie Kinder von Ihrem Hund fern. Kinder sind feinmotorisch noch nicht genügend getuned und vergessen gerne mal, dass der Hund nicht umarmt und gestreichelt werden will. Der Hund könnte in seiner Bedrängnis schnappen und das wäre der Supergau.
▪ Quatschen Sie Ihren neuen Hausgenossen nicht zu und bombardieren Sie ihn nicht mit Leckerli. Denken Sie daran. Weniger ist mehr und Vertrauen entsteht nicht durch Freundlichkeit, wie wir Menschen sie verstehen. Vertrauen muss sich bilden können und das braucht Zeit.
▪ Geben Sie ihrem Hund einen geschützten Rückzugsplatz. Stellen Sie sein Körbchen in eine Ecke. Auch wir haben nicht gerne «den Feind im Rücken».
▪ Und nochmals. Rituale, Rituale, Rituale. Sie geben Sicherheit.
▪ Achten Sie darauf, dass wirklich ALLE Familienmitglieder am gleichen Strick ziehen und sich an dieselben Regeln halten.
▪ KEIN Mitleid. Mitleid ist nicht zu verwechseln mit «Verständnis für die Vergangenheit». Mitleid lässt den Hund in der Vergangenheit verharren und hemmt die Weiterentwicklung. Mit dem Einzug in Ihr Zuhause, hat für den Hund aber eine neue Zeitrechnung begonnen.
Müssen Sie aus dem Haus und den Hund alleine lassen, gewöhnen Sie ihn bitte nach und nach daran.
▪ Lassen Sie ihn in einem Zimmer und schliessen die Tür hinter sich. Vergrössern Sie die Zeiten langsam, bevor Sie wieder zurück gehen.
▪ Machen Sie kein Aufhebens davon. Halten Sie weder eine Abschiedsrede noch eine Begrüssungszeremonie. Es soll für Ihren Hund nichts Aussergewöhnliches sein, wenn er mal alleine bleibt. Sie können ihn, bleiben sie länger weg, mit einem Futterkong oder einem Schnüffelspiel beschäftigen. Bitte keine Kauknochen. Er könnte sich verhaken und der Hund wäre hilflos, bis Sie wieder zurück kommen.
Hilfe mein Hund hat mich angeknurrt
▪ Knurren und Bellen ist die Kommunikation des Hundes. Seien Sie nicht entsetzt darüber, sondern überlegen Sie sich, was dem Knurren vorangegangen ist. Hat er schon vorher Signale wie Blick abwenden, blinzeln, züngeln gesendet? Knurren ist ein distanzforderndes Signal.
Hilfe mein Hund hat ein Verdauungsproblem
▪ Auch das ist durch die Umstellung vom vertrauten Tierheim oder Pflegeplatz in die neue Familie völlig normal. Die Verdauung reagiert dann auf Stress mit Durchfall oder Verstopfung oder auch Erbrechen. Es wird sich in zwei, drei Tagen geben. Wenn nicht, ist der Gang zum Tierarzt angebracht.
Die Zusammenführung mit dem vorhandenen Familienhund
▪ Das erste Zusammentreffen findet immer auf „neutralem Boden“ statt. Die Hunde sind dabei angeleint und man lässt die Tiere an lockerer Leine nebeneinander laufen und sich sobald die Situation entspannt ist, beschnüffeln.
▪ Danach geht man ganz selbstverständlich gemeinsam zurück ins Haus.
SICHERN SIE IHREN HUND
Ihr neuer Hausgenosse ist gerade erst angekommen. Er hat noch keinerlei Orientierung in der neuen Umgebung. Alles ist fremd und ungewohnt. Viele versuchen panisch zu flüchten.
Einen entlaufenen Hund in Angst wieder einzufangen, ist praktisch unmöglich. ES MUSS IN JEDEM FALL VERMIEDEN WERDEN, dass der Hund entläuft.
▪ Benutzen Sie in jedem Fall IMMER ein Sicherheitsgeschirr (Panikgeschirr) und ein Halsband und 2 Leinen.
▪ Eine Leine befestigen Sie am Halsband, die zweite am Geschirr.
▪ Kontrollieren Sie die Halterung sowie Leine und Geschirr. Ist der Karabiner richtig zu? Sitzen Geschirr und Halsband eng genug, so dass der Hund nicht rausschlüpfen kann? Sind beide intakt und nicht angeknabbert?
▪ Flexileinen (Auszugsleinen) sind TABU. Die Dinger bringen dem Hund nicht nur bei zu Ziehen (Ziehen bringt mehr Freiraum, also Belohnung erfolgt), sie sind auch noch schwer und unhandlich. Fällt eine Flexileine aus der Hand, ist es für einen ängstlichen oder unsicheren Hund, der absolute Supergau! Die Flexileine scheppert dann hinter dem Tier her und es rennt angstgetrieben vom Leinengriff panisch davon. Wenn sich die Leine dann auch noch irgendwo verfängt, ist der Hund gefangen und kann jämmerlich zugrunde gehen.
▪ Wir können den GPS-Tracker von Tractive.com sehr empfehlen. Anders als andere Tracker braucht es kein WLAN in der Nähe sondern funktioniert mit dem gleichen GPS wie ein Handy. Das kleine Modul wird am Halsband befestigt und zeigt in Echtzeit auf dem Mobiltelefon an, wo sich der Hund in einem Umkreis von 100 m befindet. Bei einem weggelaufenen Angsthund kann es lebensrettend sein.
▪ Holen Sie ihr Tier vom Transport unbedingt mit einer Box ab. Die Übergabe ist ein sehr stressiger Moment. Der Hund ist in einer Box gesichert und fühlt sich darin auch sicher. Halten Sie unterwegs NICHT an, sondern fahren Sie umgehend nach Hause. Tragen sie die Box mit ihrem Hund ins Haus oder in die Wohnung und öffnen Sie sie erst dort, in einem geschlossenen Raum.
Sollte sich Ihr Hund in Ihrem Garten aufhalten, gilt hier:
▪ Gehen Sie in der ersten Zeit ausschließlich mit Schleppleine in den Garten und lassen Sie Ihren Hund NIEMALS unbeaufsichtigt dort.
▪ Bitte verschließen Sie alle noch so kleinen Schlupflöcher im Zaun und achten Sie darauf, dass das Gartentor möglichst abgeschlossen ist.
▪ Es ist wichtig, dass der Garten hoch genug eingezäunt ist. 1.20 Meter Zaunhöhe ist für einen Hund von 50 cm kein Hindernis. Auch ein Fenstersims auf einer Höhe von 1.20 nicht. Also halten Sie die Fenster der Räume wo sich ihr Hund gerade befindet geschlossen.
▪ Machen Sie bitte alle Familienmitglieder darauf aufmerksam, dass die Haustüre und/oder die Fenster stets kontrolliert geöffnet werden sollten. Man sollte sich immer im Klaren sein, wo sich das Tier in diesem Moment befindet und dass der kleinste Spalt ausreicht, damit ein Hund flüchten kann.
▪ Wenn Sie diese Dinge - und noch viele andere Eventualitäten, die hier nicht aufgeführt sind - beachten, kann Ihr Hund ohne grössere Hindernisse erstmal bei Ihnen ankommen und die Weichen für ein positives Zusammenleben sind gestellt.
Benötigen Sie Hilfe, zögern Sie bitte nicht, sich an eine/n professionelle/n Hundetrainer/in zu wenden.